Materialien zum Nationalsozialismus
Vermögensentzug, Rückstellung und Entschädigung in Österreich

Gestapo: Erkennungsdienstliche Kartei

Die Kartei verzeichnet Personen, die von der GestapoGeheime Staatspolizei festgenommen und erkennungsdienstlich behandelt wurden. Die einzelnen Karteien enthalten folgende Informationen: Name, Geburtsdatum, Adresse, Haftgrund, Foto, Fingerabdruck, eine Personenbeschreibung, Indexnummer der Aufnahme und Nummer des Personalakts der entsprechenden Gestapo-Abteilung.
Die Kartei umfasst heute 11.124 Namen, muss aber umfangreicher gewesen sein. Es ist nicht bekannt, wie der Verlust der fehlenden Karteikarten eingetreten ist. Die Kartei wurde 2001 in das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖWDokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes) gebracht und dort eingescannt. Bei dieser Gelegenheit wurde eine Namensliste angelegt, die heute sowohl im DÖW als auch im WStLAWiener Stadt- und Landesarchiv elektronisch zur Verfügung steht.
Von der DÖW-Homepage:
Für die erkennungsdienstliche Kartei der Wiener Gestapo wurden Fotos angefertigt und auf "Photographierscheinen" wurde die "Verbrecherklasse" verzeichnet.
Die Vergehen betrafen arbeitsunwilliges Verhalten, Abhören von feindlichen Sendern, Geschlechtsverkehr mit Kriegsgefangenen, homosexuelle Beziehungen, Verstöße gegen antijüdische Vorschriften, kommunistische oder staatsfeindliche Betätigung bis zur Vorbereitung zum Hochverrat. Auch Registrierkarten von Gestapo-Häftlingen, die später prominent gewordenen sind, wie jene des Justizministers Christian Broda oder der Architektin Margarethe Schütte-Lihotzky, finden sich in dieser Kartei.
Der effizienten Erfassung der Identität schenkte man höchste Aufmerksamkeit. Auf A5-Kuverts mit dem Fingerabdruck der Betroffenen war die Personalbeschreibung von den Beamten in gebotener Schnelligkeit zu erledigen. Zwölf Kategorien zur Beschreibung der Verfolgten sollten die Charakterisierung erleichtern. Zutreffendes musste nur unterstrichen werden: "Schwächlich" konnte die Gestalt sein, die Stirn "zurückweichend", die Ohrläppchen "zwickelförmig", die Nase "eingebogen, gradlinig, ausgebogen, winkeliggebogen, wellig".
In fast jedem Kuvert befanden sich noch die drei klassischen Polizeiportraits: der Verdächtige im Profil, en face und in Halbseitenansicht. Von Homosexuellen fertigte man zusätzlich Ganzkörperaufnahmen an.

https://www.wien.gv.at/actaproweb2/benutzung/archive.xhtml?id=Ser+++++00009040ma8Invent

Standort:Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)
Provenienz:Geheime StaatspolizeiDie Geheime Staatspolizei (Gestapo) wurde 1933 als politische Polizei gegründet, dem Reichsministerium des Innern unterstellt und von Heinrich Himmler geleitet. Sie hatte unbeschränkte Machtbefugnisse und war deshalb ein gefürchtetes Machtinstrument der Nationalsozialisten. Für sie galt das allgemeine Polizeirecht nicht., Staatspolizeistelle Wien
Träger:Flachware/Original
Umfang:11.124 Karteikarten
Angaben zur Vollständigkeit:Kartei unvollständig
Zeitraum: 1938–1945
Ordnung:alphabetisch
Details zur Ordnung:Ordnung nach Namen
Benützungsbeschränkungen:Datenschutz
Details zur Benützungsbeschränkung:Es gilt in Einzelfällen erweiterte Schutzfrist für personenbezogene Daten. Einsichtsrechte für Betroffene

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