Materialien zum Nationalsozialismus
Vermögensentzug, Rückstellung und Entschädigung in Österreich

Erbgesundheitsgericht Wien / XIII – Verfahrensakten

Das Erbgesundheitsgericht wurde mit 1.1.1940 eingerichtet – und zwar auf Grundlage der Allgemeinen Verfügung des Reichsjustizministers v. 7.12.1939 (Deutsche Justiz 1939, S. 1866) und der Verordnung über die Einführung des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses in der OstmarkIm NS-Sprachgebrauch wurde die Bezeichnung "Österreich" bereits 1938 durch den Begriff "Ostmark" ersetzt. Mit der Verabschiedung des Ostmarkgesetzes (vgl. RGBl I 1939, S. 777ff) im April 1939 wurde dieser Begriff amtlich. Er wurde 1942 aber wieder abgeschafft und durch die Sammelbezeichnung "Donau- und Alpenreichsgaue" ersetzt. Mit dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich am 13.3.1938 wurde Österreich als "Land Österreich" zu einem Verwaltungssprengel des Deutschen Reichs und letztlich zu einer sich in Liquidation befindlichen Verwaltungseinheit. Die Liquidation war mit Ende März 1940 abgeschlossen. Ab 1.4.1940 gab es nur mehr die aus den ehemaligen Bundesländern hervorgegangenen Reichsgaue. (vgl. RGBl I 1939, S. 2230). Bis 1944 bestand das Gericht aus zwei Kammern, 1945 gab es nur mehr eine Kammer.
Die von den beiden Kammern für die Jahre 1940 bis 1944 erhaltenen Akten (Serie A 1/1 und A 1/2) enthalten Beschlüsse des Erbgesundheitsgerichts Wien und bei Einspruchsakten Beschlüsse des Erbgesundheitsobergerichts Wien in Angelegenheiten der Erbgesundheitsachen, v.a. in Betreff Unfruchtbarmachung. Die Begründungen umfassen eine ausführliche Beschreibung der Betroffenen und ihres Umfelds (Familienschilderungen) mit der Aufzählung aller behördlichen Stationen (Kriminalpolizei, Heilanstalten, amtsärztliche Untersuchungen und psychiatrische Gutachten).
Die Akten der Jahre 1944 und 1945 (letzteres: Serie A 1/3) – etwa 10 Prozent des Gesamtbestands – sind wesentlich umfangreicher und enthalten auch Briefwechsel, Sippenakten und ausführlichere medizinische Gutachten.

Literatur:
Claudia Andrea Spring: Zwischen Krieg und Euthanasie. Zwangssterilisationen in Wien 1940-1945

https://www.wien.gv.at/actaproweb2/benutzung/archive.xhtml?id=Ser+++++00008903ma8Invent
https://www.wien.gv.at/actaproweb2/benutzung/archive.xhtml?id=Ser+++++00008904ma8Invent
https://www.wien.gv.at/actaproweb2/benutzung/archive.xhtml?id=Ser+++++00008905ma8Invent

Standort:Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)
Provenienz:Erbgesundheitsgericht Wien
Träger:Flachware/Original
Umfang:1.682 Akten
Zeitraum: 1940–1944, 1945
Details zur Ordnung:Ordnung innerhalb der Serie nach Geschäftsgruppe, Jahr und Aktenzahl
Benützungsbeschränkungen:Datenschutz
Details zur Benützungsbeschränkung:Es gilt eine erweiterte Schutzfrist für personenbezogene Daten. Einsichtsrechte für Betroffene

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